Die Ministerin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Bettina Stark-Watzinger (FDP) besucht am 5. Juni das Schülerforschungszentrum der Joachim und Susanne Schulz Stiftung im unterfränkischen Amorbach. Regionale Vertreter:innen aus Bildung, Wirtschaft und Politik diskutieren im Anschluss mit ihr über die Reichweite des BMBF MINT-Aktionsplanes in die ländlichen Gebiete und weitere Hebel für eine wirkungsvolle MINT-Bildungsförderung.
Ganz gleich wie gut ein Unternehmen aufgestellt ist, wenn qualifiziertes Fachpersonal dauerhaft fehlt, ist das Wachstumspotenzial und langfristig auch die Wettbewerbsfähigkeit enorm eingeschränkt. Dies ist die Realität in immer mehr Unternehmen. Aktuell fehlen laut „MINT-Frühjahrsreport“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) 308.400 Fachkräfte im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Trotz des vielfältigen Angebots an Ausbildungsberufen im MINT-Bereich sind naturwissenschaftlich-technische Branchen immer stärker von Nachwuchsproblemen geplagt. Schüler:innen ziehen eine berufliche Laufbahn im MINT-Sektor gar nicht erst in Betracht und lassen ihr mögliches Talent ungenutzt. Die Pandemie hat noch einmal zusätzlich das Interesse an gewerblich-technischen Ausbildungen geschmälert: praktische Unterrichtsfächer und außerschulische Angebote fielen lange Zeit aus, die Möglichkeiten auf ein Berufspraktikum zur Heranführung an einen MINT-Ausbildungsberuf waren nicht gegeben und Berufsorientierungsangebote gab es nicht.
Die Bundesministerin Stark-Watzinger stellt sich seit ihrem Amtsantritt der enormen Herausforderung des MINT-Fachkräftemangels vor dem Deutschland steht. Der MINT-Aktionsplan des BMBF ist dabei ein Hebel MINT-Interessierte zu fördern, indem eine engere Verzahnung von schulischer und außerschulischer MINT-Bildung ermöglicht wird.
Schon lange ist klar, dass der demografische Wandel eines der großen Probleme für den Fachkräftemangel darstellt, doch es gibt auch beeinflussbare Faktoren, um dem Mangel mit den richtigen Konzepten entgegenzuwirken. Die gemeinnützige Joachim und Susanne Schulz Stiftung hat sich bereits 2013 zum Ziel gesetzt, den MINT-Bereich durch außerschulische Angebote langfristig zu fördern, indem sie Kinder und Jugendliche der Region systematisch entlang der Bildungskette über Tüfteln, Forschen, Experimentieren und Programmieren an MINT-Wissen heranführt. Denn wissenschaftliche Errungenschaften weisen den Weg in die Zukunft.
Appell aus dem ländlichen Raum an die Ministerin
Im Podiumsgespräch mit der Bundesministerin will die Joachim und Susanne Schulz Stiftung die aktuelle Situation des (MINT-) Fachkräftemangels in der Region sowie Erfolge und Schwierigkeiten bei der Umsetzung des MINT-Aktionsplanes thematisieren. Bundeslandübergreifend sind dazu Vertreter:innen aus Bildung, Wirtschaft und Politik in die Villa Schulz nach Amorbach eingeladen, um sich gemeinsam über Lösungsansätze für mehr MINT-Nachwuchs auszutauschen. „Dem Fachkräftemangel in unserer Region können wir am besten gemeinsam begegnen“, so Stiftungsvorständin Sofie Klopsch. „Die Vernetzung aller Beteiligten in unserer Region erhöht die Schlagkraft und Wirksamkeit der MINT-Förderung. Abgestimmte Angebote, die von allen nach ihren Möglichkeiten mitgetragen werden, ermöglichen unseren Kindern und Jugendlichen ihre MINT-Interessen auf- und auszubauen.“
Die Vertreter:innen aus Schule, Politik, Wirtschaft und außerschulischen MINT-Akteuren wollen sich für das gleiche Ziel einsetzen: im ländlichen Raum die Bedingungen für mehr Unterstützung des MINT-Interesses von Jugendlichen verbessern. „Wir freuen uns über den Austausch zu praktischen Lösungsansätzen. Für den Fortbestand einer gesunden KMU-Landschaft gerade im ländlichen Raum sind die Unternehmen bereit, einen aktiven Beitrag zu leisten. Weiter zu warten können wir uns inzwischen nicht mehr leisten.“, so Ralf Kern, Sprecher der Regionalen Initiative Berufsausbildung (RIB), in der sich bereits mehr als 16 Unternehmen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis engagieren.
MINT-Talente erfolgreich begleiten und außerschulische Lernorte schaffen
Der Ansatz der Joachim und Susanne Schulz Stiftung ist es, kontinuierlich ein positives Bild der MINT-Fächer bereits ab dem Vorschulalter zu vermitteln. Praxisnahe, anschauliche Erlebnisse spielen dabei eine wichtige Rolle, um das volle Potenzial der kindlichen Neugier ausschöpfen zu können. Wie es in Musik, Kunst und Sport auch der Fall ist, kommt die Begeisterung mit der Anwendung. Es ist wichtig, auch die MINT-Fächer mit Bezug zur Praxis erlebbar zu machen.
Nach der Etablierung einer nachhaltigen Breitenförderung in den regionalen Kindergärten und Grundschulen, hat die Stiftung ihr MINT-Bildungsangebot mit „MINTimOdenwald“ durch ein Netzwerk regionaler Partner weiter ausgebaut. Während sich viele junge Menschen in ihrer Freizeit der Musik, Kunst und dem Sport widmen, können jugendliche MINT-Talente in diesem außerschulischen Programm ihrem naturwissenschaftlichen und technischen Interesse nachgehen. Im eigens dafür entstandenen Schülerforschungszentrum, betreibt die Stiftung die „Forscherwerkstatt“, in der die Jugendlichen dabei unterstützt werden, ihre MINT-Kompetenzen weiter auszubauen.
2021 bewarb sich die Joachim und Susanne Schulz Stiftung im Rahmen des MINT-Aktionsplanes gemeinsam mit der OKW GmbH aus Buchen und der Gemeinde Mudau beim BMBF-Förderprogramm für das Clusterprojekt „MINTimOdenwald“. Die Clusterpartner bauen mit Hilfe der Förderung im Schülerforschungszentrum der Stiftung ein praxisnahes, intensives Programmangebot auf, um Jugendliche von Haupt-, Mittel- und Realschulen in dem Alter in ihrem MINT-Interesse zu bestärken, in dem es am häufigsten verloren geht. Das Clusterprojekt ist darauf angelegt, die Verbindungslücke im ländlichen Raum zwischen Bayern und Baden-Württemberg zu schließen, die lokalen Unternehmen in der Förderung junger Talente einzubinden und so einen Mehrwert für die Menschen und die Region zu schaffen. Das bundeslandübergreifende Projekt, das nicht-gymnasiale MINT-Talente ab 12 Jahren zielgerichtet begleitet, erhielt dafür eine Fördersumme von 185.000 EUR.
Amorbach, 05.06.2023
Presseartikel zum Herunterladen:
Rhein-Neckarzeitung 06.06.2023
MainEcho 05.06.2023